Mittwoch, 22. August 2007

Warum Klein-Hühnchen sterben musste...

Kennen Sie die Geschichte vom kleinen Hühnchen? Nein? Dann hören Sie gut zu – denn in dieser Geschichte geht es um einen echten ERFOLGSKILLER fürs Denken – und Schreiben:

Eines Tages trat KLEIN-HÜHNCHEN auf den Hof hinaus und da fiel ihm etwas auf den Kopf. Da Klein-Hühnchen geneigt war, stets das Schlimmste anzunehmen, war es überzeugt, dass der Himmel nun einstürzen würde. Was ihm da gerade auf den Kopf gefallen war, war bestimmt ein Stückchen Himmel! Unfähig, irgendeinen klaren Gedanken zu fassen, flatterte Klein-Hühnchen kopflos auf dem Hof herum und kreischte: »HILFE, HILFE! Der Himmel stürzt ein, der Himmel stürzt ein!«.

Dies alarmierte seine zwei Freunde »Entchen Glücklich« und »Guter Puter«, die sich rasch von der Panik des kleinen Hühnchens anstecken ließen. Auch sie flatterten nun hysterisch durch die Gegend.

Das Riesengeschrei lockte schließlich den Fuchs aus seiner Höhle. Mit Erstaunen sah er das panische Trio. Vorsichtig näherte er sich dem Bauernhof. »Was ist denn so Schlimmes passiert?«, fragte er listig. Klein-Hühnchen, das normalerweise beim Anblick des Fuchses sofort die Flucht ergriffen hätte, hatte jetzt nur einen Gedanken: »Der Himmel stürzt ein« und genau das sagte es auch zum Fuchs.
Der Fuchs tat ganz besorgt und sagte dann: »Hey, ich hab eine Idee. Wenn der Himmel einstürzt, habt ihr hier auf dem Hof keine Chance zu überleben. Wenn ihr mir aber in meinen Fuchsbau folgt, braucht ihr keine Angst mehr zu haben: dort seid ihr sicher und geschützt. . Und weil Klein-Hühnchen nichts MEHR fürchtete als den einstürzenden Himmel, kam ihm der Vorschlag des Fuchses sehr gelegen und alle drei folgten ihm in seinen Bau. Von da an waren sie nie wieder gesehen…

Und die MORAL VON DER GESCHICHT´?

Katastrophendenken führt oft dazu, dass ein Mensch zur Vermeidung der gefürchteten Katastrophe eine andere - im Fall vom Klein-Hühnchen sogar tödliche - Katastrophe heraufbeschwört. Um so schlimmer, wenn er auch noch andere mit seinem negativen Denkschema ansteckt. »Katastrophendenker« bringen sich in einen Zustand, der sie vollkommen kopflos und blind für rationale Argumente macht.

WAS HÄTTE KLEIN-HÜHNCHEN TUN KÖNNEN?

Es hätte, statt sich in sein »Schicksal« zu ergeben, zuerst einmal die IST-Situation analysieren müssen. Es hätte sich fragen können, WAS ihm da eigentlich auf den Kopf gefallen ist. Womöglich war es ein Apfel, eine Eichel vom Baum oder anderes. Es hätte erkannt, dass es unzählige Dinge sein könnten und dass es sehr unwahrscheinlich war, dass es sich um ein Stückchen Himmel handelte.

Klein-Hühnchen hätte auf dem Hof nach dem Gegenstand suchen können, der ihm auf den Kopf gefallen war. Es hätte der Ursache gezielt auf den Grund gehen können, bevor es überhaupt irgendeinen Katastrophengedanken zugelassen hätte.

Beispielsweise hätte es ganz genau den Himmel beobachten und analysieren können, was denn für ein Einstürzen des Himmels spräche. Schließlich hätte Klein-Hühnchen überlegen können, was es denn selbst tun könnte, um den »worst case« zu verhindern bzw. zu überleben. Es hätte sich dazu in den Hühnerstall begeben und erst einmal in Ruhe nachdenken können. Dann hätte es niemand anderen mit seiner Panik angesteckt. Der Fuchs wäre nicht am Geschrei erwacht und Klein-Hühnchen würde heute noch munter - unter einem schönen blauen Himmel - vor sich hin gackern.

Halten Sie sich diese Geschichte vor Augen, wenn Sie in einer Situation denken: »Das ist eine Katastrophe«. Analysieren Sie die Situation. Hinterfragen Sie kritisch jeden Punkt, der für eine vermeintliche Katastrophe spicht. Listen Sie alle Punkte auf, die DAGEGEN sprechen. Fragen Sie sich, was Sie selbst TUN können, um die vermeintliche Katastrophe zu entschärfen oder zu vermeiden. Überlegen Sie, wer Ihnen dabei helfen kann. Konfrontieren Sie sich selbst mit dem »schlimmsten Fall«. Und überlegen Sie gezielt, welcher Handlungsspielraum Ihnen bleibt, wenn dieser “worst case” eintritt.

WUSSTEN SIE, DASS Katastrophendenken meist auch zum “Katastrophen-Schreiben” führt?
Wer nämlich seine Gedanken VOR dem Schreiben nicht klar analysiert, ordnet, in eine Struktur bringt und kritisch hinterfragt, der schreibt so chaotisch wie ein aufgescheuchtes Huhn – und schlägt damit garantiert jeden Leser in die Flucht.

Der beste Weg zum »Ent-katastrophisieren«: Zwingen Sie sich, mit klarem Verstand an jedes Problem, auch an das Schreiben eines guten Textes, heranzugehen.




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