Donnerstag, 27. September 2007

Von Predigern und Komödianten

Kürzlich entdeckte ich folgenden Text, den ich mindestens zweimal lesen musste, bevor ich ihn kapierte:

“Es wurde mir die Frage gestellt, ob ein Prediger Komödien machen dürfe, worauf ich antwortete, dass ich diese Frage bejahen würde, wenn der Prediger die Fähigkeit dazu besäße. Dann wurde ich gefragt, ob ein Komödienmacher Predigten schreiben dürfe, was ich ebenfalls nicht verneinte mit der Begründung, dass dies wohl nur vom Wollen des Komödienmachers abhänge”…

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Haben Sie diesen verklausulierten Text sofort durchschaut? Vermutlich nicht! VIEL besser und “genießbarer” für den Leser wäre es gewesen, wenn der Schreiber den Text SO formuliert hätte:

“Darf ein Prediger Komödien machen? Darauf antwortete ich: “Warum nicht, wenn er kann.” Und darf ein Kömödienmacher Predigten schreiben? Darauf meine Antwort: “Warum nicht, wenn er es will.”
(Gefunden in: Wolf Schneider, Deutsch für Kenner – ein Buch, das ich allen Sprachbegeisterten nur empfehlen kann)

IN DER KÜRZE LIEGT DIE WÜRZE – KLARE WORTE SCHAFFEN DURCHBLICK!

Wie Sie selbst sehen, kommt der zweite Text mit viel weniger Worten aus: er ist knapp, griffig, verständlich, mit direkter Rede gewürzt und jeder versteht auf Anhieb, was gemeint ist.

ÜBRIGENS: Werbebrief-Texter sollten sowohl einen komödiantischen als auch einen “Prediger”-Stil meiden wie der Teufel das Weihwasser...




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