Donnerstag, 26. Januar 2012

Keine Angst vor Publikum – 5 goldene Regeln!

Ich bin in meinem Leben schon oft vor Publikum gestanden – als Werberin, die Präsentationen vor einem Gremium kritischer Kunden hält. Als Chansonsängerin und Moderatorin auf der Bühne. Als Seminarleiterin und wenn ich Vorträge oder wie jetzt ganz aktuell Lesungen zu meinem Debütroman DIVA IN NÖTEN halte. Oft fragen mich hinterher Zuhörer, wie ich es denn schaffen würde, so unaufgeregt zu wirken. Ich glaube, der Hauptgrund ist, dass ich mich immer darauf freue, vor Publikum etwas bieten zu dürfen; ich sehe es nicht als Pflicht, sondern als Vergnügen. Das heißt aber noch lange nicht, dass ich nicht ebenso viel Bammel und oft auch Lampenfieber hätte wie andere. Das gehört dazu und hält Körper und Geist in Spannung. Trotzdem habe ich mir überlegt, was könnte ich Ihnen und allen, die vor Publikum auftreten, als »goldene Regeln« empfehlen. Und da sind mir 5 Punkte eingefallen, die meiner Erfahrung nach für den Erfolg sehr wichtig sind:

1.) GUTE VORBEREITUNG

Egal, was ich präsentiere oder vortrage, ich bereite mich sehr genau darauf vor. Dabei stelle ich mich zu Hause vor einen großen Spiegel und spreche (oder singe) laut, um zu sehen, wie ich wirke. Manchmal nehme ich mich auch auf und höre mir das Gesprochene oder Gesungene an. Es ist wirklich etwas ganz anderes, ob ich mein Programm oder meinen  Vortrag still vor mich hin denke – oder ihn mir selbst laut vortrage. Dabei merke ich sofort, wenn etwas schief klingt, wenn ich zu schnell oder hektisch rede und wann ich meine Stimme modulieren muss, um Spannung zu erzeugen. Die Stimme ist überhaupt DAS ALLERWICHTIGSTE! Wenn Sie oft reden müssen und mit der Wirkung Ihrer Stimme nicht zufrieden sind: Lassen Sie sich von einem Stimmtrainer coachen. Die Investition lohnt sich!

Wichtig ist bei der Vorbereitung auch das richtige Timing: sehr schnell kann eine Rede oder ein Vortrag langatmig werden, wenn man wirklich alles hinein packen will. Beschränkung tut da richtig gut. Stets überlege ich mir auch, welche kritischen Fragen oder Anmerkungen aus dem Publikum kommen könnten und was ich darauf erwidern würde. ABER VORSICHT: Planen Sie nicht zu viele Wenns und Abers im Voraus ein. Es kommt sowieso alles anders und wichtig ist nur, dass Sie das Gefühl haben, dass Sie gar nicht besser vorbereitet sein könnten. Der Rest ist dann höhere Gewalt... ;-)

2.) BEGEISTERUNG und KONZENTRATION

Egal was Sie vortragen, lesen oder präsentieren: Seien Sie mit ganzem Herzen und mit Begeisterung und Freude dabei! Denken Sie nie: »Ach, das ist doch gar nichts Tolles, was ich hier vortrage.« Konzentrieren Sie sich im Gegenteil darauf, Ihr Publikum mitzureißen und zu begeistern. Dazu müssen Sie nicht den Clown spielen und sich auch nicht verbiegen. Ihre Begeisterung an der Sache, Ihre Freude am Vortragen und Präsentieren reicht völlig aus. Dieser Funke springt – fast immer – ins Publikum über. Das kann ich aus eigener Erfahrung bestätigen. Begeisterung und Freude an der Sache sind auch bewährte Angstkiller. Wie oft habe ich schon bei mir gedacht, wenn ich einen Vortrag hörte oder jemanden auf der Bühe sah: »Der weiß ja wirklich viel – aber er bringt es einfach nicht rüber.« Dieses »Rüberbringen« ist nicht nur ein Talent, man kann es lernen und üben!

3.) POSITIVE ERWARTUNGEN

Jeder, der vor Publikum sprechen muss, hat sich schon mal ausgemalt, was alles Schreckliches passieren könnte: Die Stimme könnte versagen. Das Jackett oder der Blazer könnten im Nu durchgeschwitzt sein und hochnotpeinliche Schwitzflecken zur Schau stellen. Man könnte seinen Text vergessen oder mittendrin nicht mehr weiter wissen. Das Publikum könnte gelangweilt dasitzen, vielleicht sogar gähnen oder sich unterhalten. Es ist mir und meiner Pianistin selbst schon einmal passiert, dass wir vor einem völlig desinteressierten Publikum auftraten. Wir haben damals alles versucht, um die Leute ein wenig mitzureißen. Irgendwann haben wir es kapiert: Da ist Hopfen und Malz verloren, die wollen einfach nicht! So etwas kann geschehen. Es ist schlimm und man fühlt sich als Künstler schrecklich, aber es ist mir in 9 Jahren bisher nur EIN einziges Mal passiert.

Aus meiner Erfahrung kann ich Ihnen sagen: Kleine Missgeschicke gibt es immer – bloß, das Publikum nimmt sie meistens gar nicht wahr oder hat sie in den nächsten MInuten gleich wieder vergessen. Und fast immer ist das Publikum einem grundsätzlich wohl gesonnen  – wenn man nicht gerade eine von allen Seiten angefeindete Person ist. Das Publikum oder die Zuhörer kommen ja, um sich zu unterhalten, um sich zu bilden oder Neues zu erfahren. Sie kommen nicht, um Sie platt zu machen oder sich an Ihrem Versagen zu weiden. Denken Sie immer daran, bevor Sie starten: Die da draußen sind auf meiner Seite!

4.) AUTHENTISCH SEIN

Vergleichen Sie sich nicht mit anderen! Seien Sie einfach so, wie Sie sind! Sobald Sie versuchen, andere Moderatoren, Sänger, Redner, Präsentatoren zu kopieren, sind Sie nur noch ein Abklatsch. Ich habe das auch bei meinen Auftritten als Chansonsängerin gelernt. Früher wollte ich immer möglichst GENAU so singen wie Zarah Leander oder Edith Piaf oder Marlene Dietrich. Heute weiß ich: Ich kann nie an sie heranreichen, weil ich einfach ICH bin. Also interpretiere ich die Lieder, so wie ich es fühle und wie nur ich es kann. Dasselbe gilt auch fürs Outfit. ICH muss mich wohlfühlen – mit meinem Kleid, meinem Anzug, meiner Frisur. Nur dann bin ich selbst-sicher und das spürt das Publikum ganz genau.

5.) SICHT ÜBER DEN TELLERRAND

Das ist wahrscheinlich das wichtigste Erfolgsprinzip eines guten Vortrags: Blicken Sie über Ihren eigenen Tellerrand hinaus – sprich: Betrachten Sie, das, was Sie präsentieren, mit den Augen eines anderen. Oft gerät man – vor lauter Begeisterung oder Eifer – in die Gefahr, den Zuhörer zu langweilen oder glatt zu überfordern. Man will ALLES geben, man sieht nur sich selbst und was man alles zeigen möchte. Versetzen Sie sich in Ihre Zuhörer! Fragen Sie sich: Wer sind meine Zuhörer überhaupt? Sind sie eine homogene Gruppe oder querbeet gemischt? Was interessiert mein Publikum? Welche Probleme wollen Sie gelöst haben? Welche Neugier muss ich stillen? Was amüsiert und begeistert sie? Worüber können sie lachen, was macht sie nachdenklich? Was regt sie zur Diskussion an? Wo sind vielleicht die wunden Punkte? Spielen Sie Ihren eigenen Zuhörer, wenn Sie – siehe Punkt 1) – sich vorbereiten! Oder besser noch: Tragen Sie guten Freunden Ihre Rede vor und bitten Sie um ehrliche Kritik. Besser Ihr Partner sagt Ihnen, dass der Vortrag viel zu lang ist, als dass Ihr Publikum nachher laut schnarchend in den Sitzen hängt... ;-)

Viel Spaß beim Reden und Vortragen und Präsentieren wünscht Ihnen

Ingrid Holzmann

http://www.diva-in-nöten.de





2 Kommentare:

Anonym hat gesagt…

Danke für die Tips

Melanie hat gesagt…

Diese fünf Tipps sind sehr hilfreich und vor allem glaubwürdig, da Sie aus eigener Erfahrung sprechen. Ergänzend würde ich noch den Blickkontakt erwähnen. Tipps dazu findet man unter anderem hier: http://www.jointhebest-blog.de/praktikum-insider/prakti-phobie-die-angst-vor-dem-prasentieren/.