Mittwoch, 9. Januar 2008

NETIKETTE: Alles Knigge – oder was?

Haben Sie sich für 2008 ein paar gute Vorsätze zurechtgelegt? Für mich zum Beispiel gilt auch in diesem Jahr das Motto: Gute und gekonnte Kommunikation ist das A und O des Erfolgs – im privaten wie im Geschäftsleben. Und dazu gehören im persönlichen Kontakt mit Menschen nicht nur gute Umgangsformen und eine gewisse Etikette (Adolph Freiherr von Knigge lässt grüßen!) sondern auch Stil beim schriftlichen Dialog.
HÖFLICHKEIT IST DIE TUGEND DER KÖNIGE!
Man ist ja heute nicht mehr sehr verwöhnt, was höfliches Miteinander angeht. Es gibt Männer (und Frauen!), die sich mittags mit einer Kollegin oder Geschäftspartnerin zum Essen treffen und es in Ordnung finden, dass sie alle paar Minuten ein ausgedehntes Handygespräch führen müssen: Man ist halt so wichtig und gefragt...
Auch kenne ich Männer, die stürmen voraus durch die Tür in dynamischer Macho-Manier, ohne darauf zu achten, ob die Tür vielleicht der Dame hinter ihm auf die Nase knallt. Ich könnte Ihnen da noch viele Beispiele nennen, aber das ist jetzt eigentlich nicht das Thema.
Was mir heute am Herzen liegt, das ist die "Netikette" – die Etikette beim Dialog im Netz.

Ich bin immer wieder bass erstaunt, was für unsägliche E-mails manche Menschen versenden – und zwar nicht nur privat, sondern vor allem auch im Business: Da fehlt zum Beispiel die Betreffszeile, da sucht man vergeblich nach einer freundlichen Anrede oder Schlussformel. Dafür bekommt man am Ende einen 20-zeiligen Visitenkarten- bzw. Geschäftsbedingungen-Passus oder gar noch einen monströsen Anhang vor den Latz geknallt...

Manche E-mail-Schreiber ohne Manieren halten es auch für cool, Ihre E-mails einfach mit "Hallo" oder "Hi" – ohne jegliche sonstige Anrede – zu beginnen. Das mag okay sein zwischen Kollegen einer Firma, aber nicht bei fremden Personen.

Wenn mir ein Unbekannter zum Beispiel eine E-mail schreibt – "Hallo, will ihre Dienste in Anspruch nehmen, falls sie ein gutes offer machen. Bitte Rückrufen asap" – dann frage ich mich:

Ist dieser Mensch wirklich SO im Stress, dass er nicht mal die paar Sekunden erübrigen kann, die es ihn gekostet hätte, meinen Namen zu schreiben oder auf Abkürzungen wie "asap" zu verzichten bzw. eine korrekte Rechtschreibung einzuhalten? Soll mir das signalisieren, wie "wichtig" und "busy" diese Person ist? NÖ! Für mich sagt so eine E-mail einfach nur: "Achtung, hier handelt es sich vermutlich um einen Megagestressten, der bestimmt kein angenehmer Zeitgenosse ist. Und wie´s aussieht, ist der Mensch auch noch ein "Geiz ist geil"-Anhänger... Also: Hände weg!
So gesehen macht diese Art von ungehobelten E-mails sogar Sinn: sie schrecken einen sofort ab.

Falls SIE aber auf Stil Wert legen, hier 5 einfache TIPPS fürs E-mail-Schreiben:

1. Klare Betreffszeile formulieren!
Sachlich, wenn es um reine Info geht. Neugierig machend, wenn Sie Ihre Kollegen, Geschäftspartner etc. auf spezielle Neuheiten, besondere Angebote etc. hinweisen möchten. Aber nicht mit "EXTREM WICHTIG!" "SUPER DRINGEND"! Das glaubt sowieso kein Mensch mehr, da solche Betreffs meistens Teil unerwünschter Spams sind.

2. Korrekte Anrede und Schlussformel
genau so wie in einem Brief verwenden! Schlussformel und Begrüßung öfters variieren.

3. Kurz, knapp, knackig, klar - aber NIE schlampig und nachlässig!
Die gewisse "Anonymität" im Netz berechtigt keineswegs dazu, sich wie ein Stoffel zu benehmen. Wer jede E-mail nur "hinrotzt" und sich um Grammatik und Rechtschreibung keinen Deut schert, muss sich nicht wundern, wenn er beim Empfänger einen miesen Eindruck hinterlässt. Deshalb mein Tipp: Wichtige E-mails vor dem Absenden noch einmal durchlesen und laut vorlesen, ob die knappen Texte nicht unfreundlich klingen. Manchmal kann man nämlich aus E-mails richtig "heraushören", WIE genervt und gestresst der Schreiber ist. Privat und im Kollegenkreis mag das noch akzeptabel sein, im Geschäftsleben ist es untragbar. Außerdem sollten Sie bei den E-mail-Texten aus Gründen der Lesbarkeit möglichst Groß- und Kleinschreibung verwenden.

4. Anhänge, die sehr umfangreich sind, nur nach Rückfrage versenden!

5. E-mails SCHNELL beantworten – das gilt natürlich nicht für SPAMs, die wandern unbeantwortet in den Orkus-Ordner...

Das wär´s für heute. Und denken Sie daran: In der E-mail-Flut – mit täglicher Newsletter-Beballerung – ist ein echter, vielleicht sogar handgeschriebener Geschäftsbrief, der mit der guten alten Post kommt, eine willkommene Abwechslung.

Copyright by Konzeption & Text – Ingrid Holzmann-Ottohall – 2008

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